In unserer Tutorial-Reihe für Photoshop wollen wir uns heute einen Weg ansehen, wie man mit relativ wenig Aufwand Objekte freistellen kann.
Photoshop bietet hierfür zahlreiche Möglichkeiten verschiedene Objekte auszuwählen bzw. direkt freizustellen. Dabei lassen sich vor allem Photoshopanfänger leicht von den, in der Toolleiste angezeigten, Werkzeugen zum ungenauen Arbeiten verleiten. Insbesondere Werkzeuge wie das Lasso oder der Zauberstab sind auf den zweiten Blick nicht das Werkzeug der Wahl, da sie allein eingesetzt vollkommen destruktiv arbeiten.
Sicherlich erscheinen diese Tools sehr leicht handhabbar und sind in bestimmten Situationen womöglich auch sehr nützlich, allerdings ist es empfehlenswert sich direkt von Anfang an eine professionelle und genaue Arbeitsweise anzueignen. Wir werden in diesem Tutorial eine Methode vorstellen, die sich sowohl sehr exakt als auch nicht-destruktiv anwenden lässt. Gleichzeitig werden Sie bestimmte Arbeitsschritte auch in anderen Zusammenhängen wieder finden.
Kommen wir nun also zu unserem Beispiel.
Für dieses Tutorial haben wir uns das nebenstehende Beispiel ausgesucht.
Wir möchten nun den vorhandenen schlichten, blauen Himmel durch einen anderen ersetzen. Dies setzt natürlich voraus, dass wir den Baum und das Haus zunächst freistellen. Spätestens jetzt dürfte denjenigen, die bisher mit dem Lasso, Zauberstab oder gar Radiergummi gearbeitet haben, ein Schauder über den Rücken laufen. Denn obwohl wir im Hintergrund im Prinzip nur eine strukturlose Fläche vorfinden, würde das Ausschneiden mit dem Zauberstab oder Schnellauswahlwerkzeug wahrscheinlich Jahre dauern und würde selbst dann unsauber aussehen. In solch einer Situation muss man auf eine andere Technik unter Verwendung von Kanälen und Ebenenmasken zurückgreifen.
Wir öffnen also die Datei in Photoshop. Anschließend erstellen wir eine Kopie der Hintergrundebene, indem wir mit der linken Maustaste die Ebene in der Ebenenpalette greifen und auf das „neue Ebene erstellen“ Symbol in der untern Leiste ziehen. Alternativ können Sie auch Strg+J (bzw cmd+J auf einem Mac) drücken.
Anschließend gehen Sie bitte in die Kanalpalette („Kanäle“). Hier sehen Sie die Aufspaltung des Bildes in einen roten, grünen und blauen Kanal. Nun klicken Sie auf jeden einzelnen Farbkanal und betrachten Ihr Bild. Sie werden erkennen, dass nur noch S/W-Töne angezeigt werden, wobei sich jedoch der Kontrast bei jedem Kanal ändert. Suchen Sie sich den Kanal aus, welcher den höchsten Kontrast zwischen auszuschneidendem Objekt und Hintergrund bzw. Rest aufweist. In unserem Beispiel wählen ich den Blau-Kanal (der Himmel ist blau, das Motiv nicht). Duplizieren Sie nun diesen Kanal mit Strg+J (bzw cmd+J).
Um jetzt noch den Kontrast zu erhöhen, sodass lediglich Schwarz und Weiß zu erkennen sind, gehen Sie in der oberen Leiste auf „Bild“ »te; Korrekturen »te; Tonwertkorrektur. Ziehen Sie den schwarzen und weißen Pfeil unterhalb des Graphen soweit zusammen, dass alle Grautöne ausgelöscht werden und sich das freizustellenden Objekt klar vom Hintergrund abhebt. Achten Sie jedoch darauf, dass beim Verschieben keine Details überblendet bzw. ausgelöscht werden. Behalten Sie ihr Bild also durchgehend im Auge. Wenn Sie mit Ihren Einstellungen zufrieden sind, bestätigen Sie diese mit „OK“. Glückwunsch, Sie haben soeben die Grundlage für ihre Ebenenmaske gelegt.
Stellen Sie sich nun vor, dass alles, was die Färbung des Objektes, welches Sie ausschneiden wollen bestehen bleibt. Alles, was weiß dargestellt ist, wird später ausgeschnitten.
An diesem Punkt folgt die Feinarbeit. Sie sehen vielleicht, dass wir durch das Löschen der Grautöne Bereiche als löschbar maskiert haben, die eigentlich noch bestehen bleiben sollten. Dies können wir korrigieren, indem wir den Pinsel in der Toolleiste auswählen und mit schwarzer Farbe die Bereiche ausmalen, die uns später erhalten bleiben sollen. Falls Ihr auszuschneidendes Objekt in Ihrem Beispiel weiß sein sollte, müssen Sie die umgekehrte Farbwahl treffen. Ziel ist es, eine genaue Übersicht über die zu löschenden und die zu erhaltenden Bereiche zu schaffen – also quasi eine Maske zu kreieren. Falls Sie graue Bereiche entdecken, übermalen Sie diese am besten, da graue Bereiche später mit einer reduzierten Deckkraft dargestellt werden.
Am Ende sollen in Ihrem Bild lediglich schwarz und weiß zu sehen sein. Wenn Sie soweit sind, ziehen Sie bitte den Kanal mit dem Sie gearbeitet haben auf das Symbol „Kanalauswahl laden“, welches sich ganz unten in der Kanalpalette befindet und das Symbol eines gestrichelten Kreises trägt. Innerhalb ihres Bildes müssten sich jetzt gestrichelte Linien befinden, die anzeigen welche Bereiche ausgewählt wurden. Sie haben also das Schlimmste geschafft!
Nachdem Sie also alle Bereiche maskiert und geladen haben, müssen Sie anschließend zurück in die Ebenenpalette wechseln. Zuvor klicken Sie jedoch kurz in der Kanalpalette auf „RGB“ da Ihnen sonst in der Ebenenpalette nur der gerade bearbeitete Kanal angezeigt wird. Jetzt, wo Sie sich erneut in der Ebenenpalette befinden müssen Sie, falls Ihr freizustellendes Objekt zuvor schwarz maskiert war, die Auswahl umdrehen.
Dies tun Sie, indem Sie Strg+Shift+I betätigen. Anschließend klicken Sie in der unteren Leiste der Ebenenpalette auf „Ebenenmaske hinzufügen“. Falls Ihre ursprüngliche Hintergrundebene unter der bearbeiteten Ebene noch sichtbar ist, deaktivieren Sie einfach die Sichtbarkeit der ersten Ebene, indem Sie auf das Auge neben der Ebene klicken.
Davon ausgehend, dass Sie in den letzten zehn Minuten alle Schritte gewissenhaft umgesetzt haben, müsste nun alles korrekt freigestellt sein. Neben der oberen Ebene sehen sie die Ebenenmaske. Sie gibt an welche Bereiche freigestellt werden sollen. Wenn Sie nun also noch kleine Änderungen vornehmen wollen, können Sie ganz einfach in die Maske klicken und Sie mit dem Pinsel im Bild editieren! Es wird also nichts dauerhaft gelöscht und Sie können jeden Schritt jederzeit rückgängig machen!