Wertvolle, glitzernde Steine inspirierten den sowjetstämmigen Choreographen George Balanchine zu seinem weltberühmten dreiteiligen Ballett „Jewels“. Jahrzehnte sind seit der Uraufführung vergangen, doch das Stück zieht nach wie vor Zuschauer in seinen Bann. Eine Aufführung ohne Handlung und auch ohne Diamanten, Rubine und Smaragde auf der Bühne – die Edelsteine benennen allerdings die Teile des Stücks und werden diesem mit ihren Namen auch gerecht. Wir hatten die Gelegenheit, dem Ballett im Rahmen einer Fotoprobe beizuwohnen und die Tänzerinnen und Tänzer in ihrem Element auf der Bühne bestaunen und ablichten zu dürfen.
Der Kontrast zwischen den sanften, weichen Bewegungen und schnellen, pointierten Sprüngen einerseits und des zerbrechlichen und gleichzeitig starken Erscheinungsbildes der weiblichen Darsteller auf der anderen Seite bringt das Stück von Balanchine auf den Punkt. Der Choreograph und Vertreter des neoklassischen Stils sah im Ballett eine Frau, für ihn war der Tanz eine weibliche Kunstform.
Daher stehen auch bei „Jewels“ die Tänzerinnen im Mittelpunkt, die männlichen Darsteller sind eher Beiwerk als integraler Bestandteil der Kunst.
Das ausgesprochen Feminine der Show zieht sich auch durch die Aufnahmen wie ein roter Faden.
Die Kostüme der Tänzerinnen und Tänzer sind der Entstehungszeit des Stückes treu geblieben. In den 1960er Jahren waren es Stilikonen wie Audrey Hepburn, die die Welt beeinflussten. Die Kostüme für die Aufführung in Berlin stammen aus der Hand des Modeschöpfers Lorenzo Caprile und vereinen die Optik der Vergangenheit mit kontemporären Minimalismus.
Ein Traum für Fotografen ist darüber hinaus auch das Bühnenbild im Staatsballett Berlin.
Das sehr reduzierte Bühnenbild von Pepe Leal beinhaltet keine störenden Elemente und bietet den Balletttänzern die gebührende Aufmerksamkeit im Rampenlicht. Die Ausleuchtung scheint ebenso wie gemacht für die Fotografie. Die Scheinwerfer strahlen abwechselnd von vorne, hinten oder der Seite und lassen ansonsten dunkle Leere: Das Motiv ist dadurch so exakt freigestellt wie sonst nur in einem Fotostudio. Die Nähe wirkt förmlich spürbar und eine Intimität wird aufgebaut, die sonst nur selten auf Fotografien übertragbar ist.
Ein Wermutstropfen bei Veranstaltungen dieser Art ist immer die Tatsache, dass die musikalische Untermalung auf den Fotos nicht transportiert werden kann. Ein wichtiges Element bleibt damit zwar verborgen, doch die Momentaufnahmen sollen ohnehin von Raum und Zeit und damit auch von allen akustischen Elementen gelöst sein. Im Idealfall rufen die Fotos tief im Kopf musikalische Akzente von Tschaikowsky, Stravinsky oder Faure hervor und erwecken das Ballett in der Fantasie zum Leben.
Jewels
Choreographie von George Balanchine
Musik von Gabriel Fauré, Igor Strawinsky und Peter I. Tschaikowsky
Staatsballett Berlin