Fräulein Julie

    Ein naturalistisches Trauerspiel von August Strindberg aus dem Jahr 1888 in der Fassung und unter der Regie von Torsten Fischer mit Judith Rosmair und Dominique Horwitz.

    Julie ist eine junge Gräfin, unzufrieden, hungrig nach Leben und dem, was es ihr außerhalb der ihr gesellschaftlich zugewiesenen Rolle bieten kann. In der aufgeheizten Stimmung der schwedischen Mittsommernacht des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts lässt sie sich mitreißen, will Stand und Regeln vergessen und sich der Erregung hingeben. Hartnäckig umgarnt sie den Diener Jean, sie nimmt sich, was sie haben will und sie wird den Preis dafür zahlen.
    In zeitweise deftigen Dialogen zwischen Julie und Jean wird deutlich, was Strindberg selbst in seinem Vorwort zu Julie schreibt: „Ich habe meine Figuren als moderne Charaktere entworfen, in all ihrer Unsicherheit und Zerrissenheit, (…) als Figuren einer Übergangszeit. (…)“.

    Es geht um die Überwindung gesellschaftlicher Grenzen, die letztendlich auch Geschlechtergrenzen sind. Es geht um das Scheitern einer jungen Frau, die voller Lebens-Lust alle Warnungen in den Wind schlägt und danach kein Mitleid und keinen Beistand erwarten kann, schon gar nicht von Jean, der, weil er ein Mann ist, selbst als Diener Macht ausüben kann.
    Er wird unbescholten bleiben und einfach zum Alltag übergehen. Nicht ohne vorher Julie das Werkzeug für den Suizid in die Hand zu drücken. Für einen wahrhaft „standesgemäßen Abgang“. Der einzigen „Alternative“ einer jungen Frau von Stand zu einem Leben in Schimpf und Schande.
    Ein wahrlich bitteres Ende.
    Die Botschaft? Eine Warnung an die Frauen, ihre gesellschaftliche Stellung nicht infrage zu stellen, sonst passiert eben, was passieren muss.
    Bei genauem Hinsehen gar nicht mal so überholt, das Stück.