Im Mittelpunkt dieser Tragödie von William Shakespeare steht das mörderische Treiben des englischen Königs „Richard III!“. Das Meisterwerk über eine nicht gerade sympathische Gestalt und niederträchtigen Übeltäter folgt in Shakespeares Gesamtschaffen auf Heinrich VI, Teil 3. Es gehört inhaltlich dem letzten Teil der York-Tetralogie an.
Das vermutlich um 1593 verfasste Werk Shakespeares thematisiert die düstersten Leidenschaften. Verrat, Mord, Heimtücke, Intrigen und Rachetaten stehen auf der Tagesordnung. Ein Herrscher, der noch keiner ist, beschließt an die Macht zu kommen. Ohne Rücksicht auf Verluste räumt er alle Hindernisse aus dem Weg. Der Bösewicht schreckt nicht davor zurück, ein gesamtes Land in Angst, Schrecken und Chaos zu stürzen. Er tötet seine leiblichen Brüder, König Edward IV und George, den Herzog von Clarence. Fortsetzung findet das Ganze selbst in der Liebe. Richard III wirbt noch am Grabe um die Gunst Annes, der Witwe von Eduard. Er heiratet sie und tötet später hinterhältig ihre Söhne, die noch Kinder sind. Um seine Macht zu erhalten und eine neue Verbindung mit Elisabeth, Tochter Edwards IV. einzugehen, lässt er Anne auf dem Scheiterhaufen als Hexe verbrennen. Das Morden und Töten nimmt erst ein Ende, als sich Widerstand regt und Graf Heinrich von Richmond auf den Plan tritt. Für jede neue Intrige ist es jetzt zu spät, selbst wenn Heinrich sein ganzes Königreich dafür opfern würde: „Ein Pferd, ein Pferd, mein Königreich für ein Pferd!“, lautet der berühmte Spruch im 5. Akt, 4. Szene.
Die Gestalt Richard III ist der Inbegriff eines Tyrannen, eines skrupellosen Charakters und Despoten, der die Köpfe rollen lässt. Das Stück bietet Gelegenheit, an die 40 Personen auftreten zu lassen. In der Inszenierung der Shakespeare Company schlüpft ein einziger Schauspieler in 22 Rollen. Gespielt werden diese von den beiden wandlungsfähigen Schauspielern Andreas Petri und Laurens Walter die sich wöchentlich ablösen. Das Spiel um Macht und Einfluss wird abwechselnd von den Musikern Matthias Trippner und Dirk Töpper begleitet.
Shakespeare gelingt es, anhand dieser Figur Fragen aufzuwerfen, die uns heute noch bewegen. Machtstreben, Gewalt und Unterdrückung. Sie finden Fortsetzung in gesellschaftlichen Vorgängen der Gegenwart. Rücksichtsloses Durchsetzen der eigenen Interessen anstatt von Vernunft und demokratisches Verhandeln. Unterwerfung zwecks Ausdehnung der eigenen Macht und Einflusssphären. Die Shakespeare Company bringt in ihrer Aufführung mit Kostümen und Bühnenbild von Christian Kleemann in der Inszenierung von Iwona Jera die historischen Konflikte auf einen gegenwärtigen Punkt.